Vanessa Flicker ist bei der Kastner Gruppe als Recruiterin tätig und sucht für die offenen Stellen im Unternehmen die passenden Persönlichkeiten. Das Unternehmen gehört mit knapp 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten Lebensmittelhändlern des Landes. Auch in Amstetten hat das Unternehmen eine Niederlassung. Im folgenden Gespräch gibt Vanessa wertvolle Tipps für deine Bewerbung.

Wie viele Bewerbungsschreiben bekommen Sie in etwa pro Woche? Und wie viele Bewerber davon werden zu einem Gespräch eingeladen?
Pro Woche trudeln bei mir beinahe 100 Bewerbungen ein. Ob auf über unser online-Formular, per E-Mail, auf unseren Social Media Kanälen, per Post oder persönlich – es gibt viele Wege und Gründe, mit uns in Kontakt zu kommen. Zurzeit haben wir rund 50 Stellen ausgeschrieben.
Für mich als Recruiterin ist ein Gespräch am wichtigsten, denn wir suchen Persönlichkeiten, die unsere Leidenschaft für Lebensmittel teilen. Um herauszufinden, ob ein Mensch zu unserem Unternehmen passt, führe ich pro Woche über 20 kurze Telefongespräche. So kann gemeinsam entschieden werden, ob es zu einem persönlichen Gespräch oder Schnuppertag kommt, oder ob die gegenseitigen Erwartungen nicht zusammenpassen.

Was sind für Sie typische Fehler in einem Bewerbungsschreiben?
Ich möchte aus einer Bewerbung herausspüren, wie die Person tickt und ob sie zu uns passen könnte. Formulierungen wie „Ich bin hilfsbereit und freundlich.“ oder den Europass Lebenslauf lese ich täglich unzählige Male. Ich möchte aber Dich kennenlernen und erfahren, was Dich Deiner Meinung nach ausmacht, dafür braucht es Deine individuellen Worte. Lass dich nicht in ein vorgegebenes Schema pressen, du sollst dich mit dem, was du in einer Bewerbung kommunizierst, zu 100 % identifizieren können!

Wann haben Sie zuletzt bei einer Bewerbung gedacht, dass sich der Kandidat etwas Besonderes einfallen hat lassen?
Bewerbungsvideos sind für mich immer etwas Besonderes. Ein Video ist mir in besonderer Erinnerung geblieben, nicht, weil es technisch perfekt aufgenommen war, sondern weil die Bewerberin mich mit ihrer offenen Art und ihrem Mut begeistert hat. Ein Video gibt mehr Einblick in eine Persönlichkeit als tausend geschriebene Worte.

Wie sollte man reagieren, wenn man auch nach langer Zeit keine Rückmeldung vom Unternehmen bekommt?
Ich würde mich nach ungefähr zwei Wochen höflich erkundigen und mein anhaltendes Interesse bekunden. Am besten telefonisch, so kann man einen persönlichen Eindruck hinterlassen.

Informieren Sie sich auch auf Instagram oder allgemein online über Bewerber/Innen?
Ab und zu informiere ich mich auch online. Social Media Plattformen sind Quellen, die oft Informationen über Bewerber:innen liefern, die diese gar nicht liefern wollen. Andererseits kann man aber auch positiv auffallen. Dafür ist jede/r selbst verantwortlich. Deshalb ist ein verantwortungsvolles Veröffentlichen von Informationen online wichtig, nicht nur, weil das Internet hin und wieder von uns Recruiter:innen durchstöbert wird.

Wie kann man sich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten?
Ein Bewerbungsgespräch ist keine Prüfung, bei der es um richtig oder falsch geht. Bereite dich auf ein gegenseitiges Kennenlernen vor, ähnlich einem Date, nur professioneller. Mache dir Gedanken, welche Erwartungen du an das Gegenüber, also den Job und den Arbeitgeber, hast. Überlege, welche Ziele du erreichen möchtest und wie du den Erwartungen des Gegenübers, also den geforderten Qualifikationen, entsprichst. Setze dich mit deinen Stärken und Schwächen auseinander und informiere dich über den Arbeitgeber. Wie bei einem Date zählt auch im Bewerbungsgespräch der erste Eindruck. Sei dabei immer du selbst und verstell dich nicht.

Was können Sie abschließend noch jungen Mosviertler/Innen mit auf den Weg geben?
Ich bin sicher, dass im Mostviertel jede/r seinen Platz findet: Im familiären Betrieb oder im Großkonzern, in einer weiterführenden Schule, einer spannenden Lehrstelle, im internationalen Studium. Unendlich viele Möglichkeiten warten vor deiner Haustür – nutze sie!